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Qualifizierung unter besonderen Umständen – Linda Gruhl im Interview

Juni 2023

Was haben Sie vor der Qualifizierung im BFW Dresden beruflich gemacht? Wie kam es dazu, dass Sie sich neu orientiert haben?
Ich habe meine Ausbildung zur Tierwirtin in der Rinderzucht absolviert und diesen Beruf mit großer Freude ausgeübt. Leider zwang mich ein Bandscheibenvorfall im Juli 2019 dazu, mich beruflich neu zu orientieren. Auf Empfehlung meiner Rentenberaterin wandte ich mich an das BFW Dresden. Bei einer Informationsveranstaltung erhielt ich Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten zur beruflichen Neuorientierung. Nachdem der Leistungsträger zugestimmt hatte, begann ich sofort mit dem Reha-Assessment.

Wie haben Sie sich dann für den neuen Beruf entschieden?
Von Anfang an war für mich klar, dass ich einen Beruf ausüben möchte, bei dem ich nicht den ganzen Tag stillsitzen muss. Ein Bürojob kam daher nicht infrage. Also begann ich nach Berufen zu suchen, die sowohl körperlich nicht zu belastend als auch nicht langweilig waren und mich interessierten. Aufgrund meiner Vorerkrankung wurde mir zunächst geraten, in den kaufmännischen Bereich zu gehen. Doch während des Reha-Assessments im BFW Dresden stieß ich auf die Umschulung zum Industriemechaniker im Feingerätebau, die mein Interesse weckte.

Wie sind Sie auf das BFW Dresden aufmerksam geworden?
Auf das BFW Dresden bin ich durch meine Reha-Fachberaterin der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See aufmerksam geworden. Sie hatte mir zunächst zur Orientierung die Berufsfindung empfohlen.


Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Qualifizierung im BFW Dresden? Was hat Ihnen besonders gefallen, was fanden Sie weniger schön?
Ich bin mit meiner Umschulung zufrieden. Sie war weder zu anspruchsvoll noch zu einfach. Allerdings handelt es sich um eine Erwachsenenbildung, bei der nicht alle Inhalte auf dem Silbertablett serviert werden, sondern man sich auch eigenständig etwas aneignen muss. Es fiel mir persönlich nicht immer leicht, mich selbst zu motivieren, aber die Ausbilder waren stets geduldig und einfühlsam im Umgang mit den Teilnehmern. Das hat mir sehr geholfen. Auch das Zusammenarbeiten mit den Fallmanagern und Teamleitern verlief reibungslos. Besonders während meiner Schwangerschaft zu Beginn des zweiten Umschulungsjahres erhielt ich eine ausgezeichnete Unterstützung, auch in dieser herausfordernden Situation.

Besonders beeindruckend fand ich die psychologische Betreuung, die stets ein offenes Ohr für uns hatte und sich hervorragend um uns kümmerte. Durch sie konnte ich persönlich enorm wachsen und erhielt regelmäßig neue Denkanstöße. Mein Ziel, entspannter zu werden, habe ich definitiv erreicht.

Wenn es eine Verbesserungsmöglichkeit gäbe, dann wäre es vielleicht das Essen in der Mensa. Es gibt eine vielfältige Auswahl mit drei verschiedenen Wahlmöglichkeiten (Vollkost, leichte Vollkost und vegetarisch), ein Vorspeisenbuffet, Desserts, Obst und Getränke zur freien Wahl. Die Vielfalt ist bereits gut, jedoch könnte es noch mehr gesunde Komponenten geben. Der Küchenchef ist für Fragen und Vorschläge offen, und es wurden bereits Versuche unternommen, diese umzusetzen. Dennoch gestaltete sich die Durchführung manchmal schwierig.


Sie befinden sich zurzeit in einer besonderen Situation. Wie war es in diesen „besonderen Umständen“ die Qualifizierung im BFW zu absolvieren?
Als ich feststellte, dass ich schwanger war, fühlte ich mich anfangs überfordert. Plötzlich hatte ich eine Vielzahl an Dingen zu klären, und der Gedanke an einen Abbruch meiner Ausbildung stand im Raum – und das kurz vor dem Abschluss.

Ich musste mein Praktikum zunächst abbrechen, aber gemeinsam fanden wir im BFW eine Lösung, wie ich es dennoch fortsetzen konnte. Sowohl die Rentenversicherung als auch meine Fallmanagerin im BFW waren froh darüber, dass ich die Umschulung abschließen wollte. Zusammen konnten wir alle erforderlichen Schritte klären und in die Wege leiten.

Mit jedem Tag wird es etwas anstrengender. Dennoch hatte ich bis jetzt eine insgesamt entspannte Schwangerschaft, die gut zu bewältigen ist. Zudem wird hier im Allgemeinen Rücksicht auf die Teilnehmer genommen, und auf mich mit meinem Babybauch umso mehr.

Nach den bestandenen schriftlichen Prüfungen stehen nun nur noch die Prüfungsvorbereitung für den praktischen Teil an, und dann haben wir es geschafft.


Wie wird es nach Ihrem Abschluss für Sie weitergehen?

Nach dieser Phase werde ich mich zunächst darauf konzentrieren, eine Mutter zu sein und die Zeit mit meinem Kind zu genießen. Es ist wichtig für mich, diese besondere Zeit voll auszukosten und mich voll und ganz auf die Bedürfnisse meines Kindes einzustellen. Die Vereinbarkeit von Arbeit und dem Zeitplan meines Kindes wird dann eine große Rolle spielen, wenn ich bereit bin, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Glücklicherweise habe ich mit meinem abgeschlossenen Abschluss bereits eine solide Grundlage geschaffen, die mir viele Möglichkeiten in meiner Branche eröffnet. Es gibt verschiedene Bereiche, aus denen ich mir später eine passende Arbeit suchen kann. Ich werde darauf achten, eine Tätigkeit zu finden, die zu mir und meinem Kind passt und mir Flexibilität bietet, um sowohl meinen beruflichen Ambitionen als auch meinen familiären Verpflichtungen gerecht zu werden. Es ist beruhigend zu wissen, dass ich mit meinem Abschluss gute Chancen habe, eine passende Position zu finden, sobald ich wieder in das Arbeitsleben einsteige.


Haben Sie noch einen Tipp für Menschen, die noch am Beginn Ihrer beruflichen Rehabilitation stehen?
Am besten erstmal das, was war oder die Umstände, die hinter einem liegen, abschließen und dann so entspannt und positiv wie möglich an die Dinge gehen. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass es für mich so gut hier endet. Mit Freund und Kind und neuem Beruf. Ich bin sehr glücklich. 

Wir wünschen Linda Gruhl alles Gute für Ihre berufliche und private Zukunft!